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Gesicht

Seit einiger Zeit - genauer: seit dem Wahlkampf - begegnen mir bei meinen Autofahrten in Stuttgart, unzählige, strahlende Gesichter. Es sind die Bilder der Kandidatinnen und Kandidaten für den Gemeinderat in Stuttgart. Es sind Parteien dabei, von denen ich zuvor in meinem Leben noch nie was gehört oder gelesen habe. Angereichert wird diese Bilderflut noch von den Konterfeis der Kandidaten und Kandidatinnen für die Europawahl, die am selben Tag stattfinden wird. Mit ihrem freundlichen Lächeln laden mich diese Menschen ein, ihnen meine Stimme zu geben. Verbunden ist dieses Werben mit Versprechen wie „sauber, ökologisch, Stuttgart, Renten rauf und Rentenalter runter, Freie Fahrt für Diesel, u.v.a.m.“ Wer bezahlt denn dies alles?

Ich muss wirklich an mich halten, um auf den Verkehr zu achten, da dies ja meine Hauptpflicht im Straßenverkehr ist. So viele Menschen wollen in den Stuttgarter Gemeinderat. Das ist mir im Remstal noch nie passiert. Geschweige denn in meiner Schwarzwälder Heimat. Da sind die Parteien froh, überhaupt Freiwillige zu bekommen. Ganz anders in der Hauptstadt unseres Ländles. So viele wollen unser aller Leben verbessern. So viele setzen ihr Gesicht der Öffentlichkeit aus. Und manche Bilder werden von  Chaoten abgerissen und in den Dreck gezogen.

Zugleich haben diese freundlichen Gesichter auf mich ihre Wirkung. Auch auf meinem Gesicht erscheint dann ein Lächeln, das dann die traurige Beerdigung oder langweilige Sitzungen erfüllt. 

In der Bibel ist es ein Angesicht, das die Beterinnen und Beter erflehen: „Herr lass Dein Angesicht über uns leuchten, dann ist uns geholfen“ so heißt es an vielen Stellen in der Heiligen Schrift. Und jetzt begreife ich- dank des Stuttgarter Wahlkampfes- wie wichtig das ist. Wenn schon die schönen und freundlichen Gesichter meine Stimmung heben, wie sehr dann erst das Gesicht von unserem Lieben Vater und unserem Bruder.

Daher bitte auch ich: 

"Herr, lass Dein Angesicht über mir und meinen Mitmenschen leuchten, dann ist uns geholfen."

 

Es grüßt- mit freundlichem Lächeln- Euer Ludwig-F. Mattes